Donnerstag, 28. Juni 2018

Auf zu den Velodromen! - Teil 3

Fortsetzung von "Auf zu den Velodromen! - Teil2": https://ride53.blogspot.com/2018/05/auf-zu-den-velodromen-teil-2.html

Ich bezog das Hotel Terme Krka im Zentrum von Novo Mesto. Der Preis für diese eine Nacht war relativ stolz, aber um diese Uhrzeit nach sovielen Kilometern war mir der Preis halbwegs egal. Den Renner durfte ich in einem Abstellraum unterbringen. Schade, das Hotel hätte eine Saunalandschaft im Angebot gehabt, und ich wäre ja ein Saunaliebhaber und hätte einen Saunapunkt mit nachhause bringen können, aber es war einfach schon zu spät. (Zur Erklärung: Saunapunkte wurden von einer Runde Freunde, wo auch Harald Huckey Renner dabei war, gesammtelt, dh. immer wenn von uns jemand in eine andere Sauna ging als in unserer Heimatstadt Linz, so konnten wir zuhause hinausposaunen, dass wir einen neuen Saunapunkt hätten. Aber wir führten nicht wirklich eine Liste darüber.) Am Zimmer schälte ich mich aus meinem Radgewand, duschte mich und machte mich spät abends noch auf die Suche nach einem kleinen Snack. Gleich neben dem Hotel gab es eine Bar wo das Europa League-Finale Atletico Madrid gegen Olympique Marseille übertragen wurde. Ich machte es mir gemütlich, bestellte ein großes Lasko um 2,30 und erkundigte mich, ob es denn noch eine Kleinigkeit zum Essen gäbe. Der Kellner meinte, dass er nur Eis hätte, und kurz darauf ergänzte, und Erdnüsse. Ich entschied mich für die Erdnüsse, schlürfte ein, zwei Bierchen und kämpfte mit kleinen auf- und abschwellenden Krämpfen in den Beinen. Die Nacht war anstrengend, da ich meinen ganzen Körper von den 235 Km zuvor spürte. Am Morgen beim Frühstück mischten sich Wellness-Gäste mit Geschäftsreisenden am Buffet. Da ich beruflich auch oft alleine unterwegs bin, konnte ich die leeren Blicke der allein frühstückenden Außendienstler nachvollziehen. Witzig, war ich doch mit dem Rad ebenfalls alleine unterwegs, aber ein Gefühl eines alleine reisenden Außendienstlers kam nicht in mir auf. Es war anders! Es war viel, viel besser! Um halb Neun, nachdem ich noch mit einem ungläubig dreinschauenden Rezeptionisten über meine Tour plauderte, schwang ich mich auf's Rad und rollte bei Sonnenschein raus aus der Stadt Novo Mesto Richtung Westen, um die Radrennbahn zu suchen. Schnell war das historische Zentrum hinter mir, durchfuhr ein kleines Gewerbegebiet und bald stand ich vor dem Velodrom Novo Mesto. Das Oval lag hinter einem kleinen Wald, relativ ruhig, eine Plattenbausiedlung stand in unmittelbarer Nachbarschaft. Die Straße von der Stadt zum Velodrom war neu asphaltiert. Die Stadt dürfte hier insgesamt mehr vorhaben. Wie schon im Blog-Post zuvor beschrieben, wurden gerade Arbeiten am Velodrom durchgeführt, besser gesagt wurde groß umgebaut. Ein Befahren der Bahn war nicht möglich.
Restaurierung und Umbau des Velodroms in Novo Mesto

Das Holz ist morsch.
Aus slowenischen Zeitungsartikeln und unter Zuhilfenahme von google-translate konnte ich nachlesen, dass sich die Stadt mit Slowenischem Radverband, Triathlon-, Leichtathletikverband und Olympischen Komitee zusammengeschlossen hat, um die offene 250-Meter Holzbahn zu restaurieren und generell zu überdachen. Dieser Verbund wendet dafür ungefähr 2,7 Millionen Euro auf. Nächstes Jahr sollte es fertig sein, wo ich es hoffentlich wieder schaffen werde, Novo Mesto zu besuchen. Eigentlich war hiermit meine Trainingsmission erfüllt und ich hätte mich direkt auf den Rückweg nach Linz machen können. Aber, vor ungefähr einem Jahr fand ich einen Artikel über den Umbau eines Gymnasiums in Kranj, in welchem die Rede von einem Velodrom war, und so wagte ich den Rückweg nach Linz über den Umweg nach Kranj. Mein Weg führte mich durch den Speckgürtel von Novo Mesto an einer Romasiedlung vorbei. Kinder und Frauen saßen zwischen Blechhütten am staubigen  Boden, Kabelstränge hantelten sich von Dach zu Dach, Männer hievten gebrauchte Möbelstücke aus Minitransportern. Der Geruch der Möbel vermischte sich mit dem von der Sonne aufgewärmten Wind. Nun ging es bergauf, bergab über die Landstraße durch kleine Dörfer. Immer wieder tauchte vor mir ein Hügel mit Kirchturmspitze auf, wobei dahinter genussvolle Abfahrten warteten. Vor einem Dorf am Wegesrand war eine Familie auf einem kleinen landwirtschaftlichen Betrieb damit beschäftigt, Hühner zu schlachten. So trieb es mich vorerst Richtung Ljubljana. Irgendwie wollte ich Ljubljana ausweichen, aber andererseits zog es mich wie magnetisch rein in die Stadt. Zuletzt war ich in den 1990ern dort, immer wieder in Sachen Kunst und Musik. Einmal als DJ für das Schwertberger Kunstlabel NurSchrec, später mit meiner Band Flavor Force Posse. Diesesmal, wenn schon
Ljubljana, war ich daran interessiert, wie es um den Verkehr dort steht? Oft konnte ich lesen, dass diese Stadt nun eine fahrradfreundliche sei. Ich fuhr direkt durch's Zentrum. Touristen, Radfahrer, Fußgänger, Autos, Mopeds alles in Massen. Es war ziemlich stressig und ich wollte ehest wieder raus, was mir nicht leicht fiel. Ein wenig fühlte ich mich wie in einem Labyrinth, da ich immer wieder durch plötzlich auftauchende Baustellen, oder unklare Radwegbeschilderungen meine Richtung ändern musste. Endlich gelangte ich zur Save, an welcher ich mich bis nach Kranj voranhanteln konnte.
Fahrradbrücke über die Save
In Kranj war es dann nicht allzu schwierig die Radrennbahn zu finden. Ein junger Radrennsportler des Fahrradklubs Kolesarski Klub Kranj überholte mich auf einer Brücke und ich folgte ihm bis zur Bahn. Dort angekommen scharten sich junge Radsportler, um auf ihre Trainer für eine gemeinsame Ausfahrt zu warten. Ich rollte auf die Bahn und drehte ein paar Runden mit vollem Gepäck. Die Kurven sind nicht sehr steil, eher moderat, was bei Bahnen aus Beton und um die 400 Meter meistens auch die Regel ist. Aber der Belag war gut im Schuss, kaum Unebenheiten, und so konnte ich sanft dahingleiten. In der Mitte der Bahn befindet sich ein Fussballplatz, was viele Bahnen im Freien oft eint, so auch die Bahn des Bayrischen Clubs in Niederpöring, welchen ich bereits im April besuchen konnte. Beim Klubhaus traf ich dann eine nette Frau, welche beim Klub für das Marketing angestellt ist. Sie verwies mich gleich an Bojan Ropret einen Jugendtrainer des Klubs. Er erzählte, dass der Kolesarski Klub Kranj der zweitstärkste Sloweniens sei und das sie um die 60 Jugendfahrerinnen betreuen. Er selbst fuhr in den 1980ern für Jugoslawien bei der Österreich Radrundfahrt mit und war sogar im gelben Trikot, konnte sie aber leider nie gewinnen. Leider musste er zu seinen Kids und das Training starten, wir hätten sicher noch länger plaudern können.
Die Bahn des Kolesarski Klub Kranj
Die Bahn ist frei zugänglich und befahrbar
Ich hatte erst 120 Km seit Novo Mesto hinter mir und umgerechntet noch 340 Km bis nach Linz vor mir. Wie sollte ich mir die restlichen beiden Tage einteilen, standen mir doch noch der Loiblpass, Hohentauern und der Phyrnpass bevor? Ich war hungrig und fuhr zuerst mal in das Zentrum von Kranj, welches wunderschön und immer einen Besuch wert ist. Am Rande der Altstadt fand ich eine Pizzaria, wo ich mich inmitten Südkoreanischer Touristen im Gastgarten an Nudeln und einem Bier labte. Es kam starker böiger Wind auf, die Wolken zogen zu und es began zu regnen. Ich wollte noch einige Kilometer Richtung österreichischer Grenze gut machen, aber Regen und Dunkelheit jagdten mich wieder nach Kranj zurück. Ich bezog die Layer's Art Residence, ein kleines Hotel in den schmalen Gassen der Altstadt. Hier wird Kunst und Gastfreundschaft leger miteinander verknüpft. Das Rad konnte ich in der Galerie des Hotels unterbringen und ich blickte aufgeregt Richtung Loiblpass, mit den Gedanken an die bevorstehende Strecke. Zum Abschluss dieses Blog-Beitrages nur noch ein Tipp!-) VSB

Am 8. August starte ich zu meiner 53-tägigen Tour zu 20 Velodromen in Europa, wer mich unterstützen möchte, kann das hier tun: https://paypal.me/pools/c/811OU4EyXz
Der Tourenrenner in der Galerie



Blick aus dem Hotelzimmer Richtung Loiblpass