Dienstag, 14. August 2018

Vor Leipzig - Nach Leipzig

Eine kühles Lüftchen streifte meine Nase als ich heute Morgen meinen Renner vor dem Hotel bepackte. Ich schwang mich in den Sattel bog um‘s Eck und dachte gleich wieder absteigen zu müssen, so stark schlug mir der Gegenwind aus dem Westen entgegen.

Der Kampf begann! Mühevoll stemmte ich mich dagegen, Tritt für Tritt. Auch wenn es nach Leipzig nurmehr 80 Kilometer waren, diese waren nicht ohne. Ich lenkte mich damit ab, Schwachsinn zu singen, um so die Strapazen zu übertünchen. Singen und Pfeifen vertreiben ja angeblich jegliche Ängste!

Was ich während der ganzen Reise noch nie unternahm, war eine richtige Pause einzulegen, um Kaffee und Kuchen zu mir zu nehmen. Auf halber Strecke, in Wurzen, beschloss ich dies zu tun. Gesagt, getan! Von Weitem waren die historischen Türme dieser kleinen Stadt bereits zu erkennen. Ich malte mir einen netten Stadtplatz mit vielen Cafés aus. Es war dann auch ganz nett, weil zum Glück ein italienisches Restaurant am Stadtplatz sowas wie einen Gastgarten betreibt, und ich mir dort Cappuccino und hausgemachtes Tiramisu als Belohnung gönnte. Aber Einheimisches gab es nicht. Irgendwie haben sie es in diesen ostdeutschen Städchen noch nicht ganz heraußen, mit dem Lebensgefühl, wie ich es mir vorstelle!

Um 12 Uhr passierte ich die Leipziger Stadtgrenze. Ich war in einer anderen Welt angekommen. Großstädtisch und brummend, mit einem guten Radwegenetz. Vom Feeling her, wähnte ich mich fälschlicherweise ab und an, als wär ich in Berlin.

Ich steuerte direkt die Radrennbahn von Leipzig an. Interessante Stadtteile säumten meinen Weg dorthin. Dort angekommen wurde ich gleich von Offiziellen begrüßt. Unter ihnen auch die Radsport-Legende Wolfgang Schoppe, mit dem ich dann auch die weiteren Stunden auf der Bahn verbrachte. Wolfgang unterrichtete mich über Geschichte und Betrieb dieser schönen 400 Meter Bahn und über Geschichten im Schatten der SED. Ich hätte tagelang mit ihm verbringen können! Hier sei bereits festzuhalten, wie unterschiedlich, im Zusammenhang von Geschichte, Kultur, Menschen und Architektur, die verschiedenen Radbahnen ticken. Breslau und Leipzig sind sowas von unterschiedlich, keine Ahnung, wie ich all die folgenden Bahnen mitreinpacken kann!

Beglückt über das neu gewonnene Wissen musste ich mich um eine Unterkunft kümmern. Die Jungs von der Bahn schickten mich zum Leipziger Behindertensportverband gleich nehmen dem Getränkedosenfussballstadion, wo angeblich jemand für mich vorgesprochen hat. Robin, ein neuer Mitarbeiter beim Gehörlosensportverband, kümmerte sich über eine Stunde darum, um mir zu helfen und eine Unterkunft aufzutreiben. Leider wusste niemand Bescheid. So machte ich mich über Online-Plattformen schlau und wurde auch fündig. Schönstes Kopfsteinpflaster begleitete mich auf dem Weg zur Unterkunft. In Reuschel‘s Weineck bei Regine Weiß ließ ich bei Krautwickler mit Salzkartoffeln und Geschichten über ihre Familie den Abend ausklingen. Wie nett!

Morgen ist die Andreasried Radrennbahn in Erfurt am Plan, wobei ich diesen Tag dem „DDRler“ Andreas N. widme.


2 Kommentare:

  1. Für die Strecke Leipzig - Erfurt hätte ich viele Tipps. Gönn dir einfach ein Eis beim Goldhelm Eiskrämer auf der Erfurter Krämerbrücke.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. War ich! Köstlich! Raus mit den Tipps, vielleicht fahr ich dort bald wieder?

      Löschen